Donnerstag, 24. November 2011

Ho Chi Min City - Tag 1 bis 3

Um ausnahmsweise etwas länger schlafen zu können, hatten wir uns für die Busabfahrtszeit 11:45 entschieden. Geplante Reisedauer nach Ho Chi Min City (Vietnam) sind 6 Stunden. Der Bus fuhr mit leichter Verspätung vom Stadtzentrum in Phnom Penh los und nach einer guten viertel Stunde Fahrzeit wendete der Bus auf einer der viel befahrenen Hauptstraßen um nochmal zurück zur Haltestelle zu fahren - warum wissen wir nicht. Letztendlich sind wir dann mit einer guten Stunde Verspätung in Richtung Ho Chi Min City (HCMC) aufgebrochen.

Die Fahrt verlief relativ unspektakulär. Ich wollte eigentlich ein bisschen lesen, aber der Servicetyp hatte auf eine asiatische Karaoke-DVD eingelegt und da hielt sich die Konzentration in Grenzen. Am Anfang der Fahrt wurde von allen Gästen die Pässe eingesammelt, denn wir müssten auf dem Weg nach HCMC die Grenze zwischen Kambodscha und Vietnam passieren.

An der Grenze angekommen wurde unser Visum für Kambodscha mit einem "USED" Stempel versehen, unsere Fingerabdrücke genommen und schon waren wir wieder draußen. Die Einreise nach Vietnam war auch problemlos. Wir hatten uns ja schon in Deutschland das Visum für Vietnam besorgt, weil sonst keine Einreise möglich ist. Unser Gepäck wurde nochmal gescannt und das war es auch schon.

Nach knappen zwei Stunden hatten wir dann auch schon unser Endziel erreicht. In HCMC gibt es zwei Straßen an denen wahrscheinlich 98% der Guesthouses und Hotels stehen und an einer dieser Straßen war der Busstopp - sehr praktisch. Zu Fuß ging es in das schon vorher gebuchte Guesthouse. Dabei musste eine Hauptstraße überquert werden und das ist wirklich kein Spaß bei meist vierspurigen Straßen, mit zwei Spuren von Mopeds und zwei weitere für Autos und Busse. HCMC hat mittlerweile knapp 6 Mio. Einwohner und ich hab das Gefühl jeder zweite hat ein Moped. Aber dank der Anleitung im Lonely Planet zur Überquerung der Straßen, die mit den Worten "Viel Glück!" endet, hatten wir unsere erste Straßenüberquerung geschafft und mittlerweile hat man sich schon daran gewöhnt und ganz vereinzelt gibt es auch Fußgängerampeln.

Da es schon abends um acht war sind wir gleich wieder los, um Abendbrot zu essen. Da Vietnam für seine Nudelsuppen (Pho) bekannt ist, sollte das unser Essen werden. Nach gefühlten 5 Litern Suppe im Bauch waren wir dann auch mehr als satt.


Kevin isst sein Leibgericht - Pho

Am nächsten Tag haben wir erstmal das Guesthouse gewechselt (das neue war 1 $ günstiger und auch schöner als das alte). In HCMC ist relativ wenig Platz, so dass die Häuser alle wahnsinnig schmal sind - meist sind die Häuser so schmal wie ein Zimmer. Unser Zimmer ist 2,50 breit - und so "breit" ist auch das Haus.


Unser Guesthouse (nur der rechte Teil, das links ist schon das nächste Guesthouse)

Nach dem Umzug standen der Reunification Palace (Palast der Wiedervereinigung) und War Remnants Museum (Kriegsmuseum) auf dem Plan.

Vorher wollten wir noch schnell was essen und setzten uns in ein nett aussehendes Restaurant. Das Essen war auch richtig lecker und ich war so begeistert, dass ich mir gleich gemerkt hab, wie wir zu dem Restaurant gelaufen sind, falls wir dort nochmal Essen wollten. Bis auf einmal eine nicht all zu kleine Ratte auf dem Boden entlang gehuscht ist. Ich hatte sie zum Glück nicht gesehen und dachte noch - naja eine Ratte, das kann schon mal passieren. Wir hatten dann auch schon aufgegessen, als die nächste Ratte ganz selbstverständlich neben dem Kellner die Treppe hoch lief und eine weitere aus einem Loch in der Treppe kam. Ich wollte dann einfach nur noch raus aus dem Laden- Kevin fand das Ganze eher nicht so schlimm. Da werden wir wohl nicht nochmal essen :-)

Unser erster Stop war der Reunification Palace, der sich noch in dem Zustand von vor 36 Jahren befindet und sehr einem DDR-Bau ähnelt. In dem Palast konnte man neben den Konferenzräumen auch ein bisschen die Geschichte des Vietnamkriegs nachvollziehen.


Der Reunification Palace von außen...


... und von innen

Kurzer Exkurs: Begonnen hatte der Krieg 1946 als sich vietnamesische Kommunisten der französischen Kolonialmacht wiedersetzten. Knappe zehn Jahre später war Vietnam in den kommunistischen Norden und den antikommunistischen Süden geteilt, was später zu einem Bürgerkrieg in Südvietnam führte. Die US-Amerikaner fürchteten, dass der Bürgerkrieg dazu führt, dass ganz Vietnam zu einem kommunistischen Land wird, und warteten auf einen Anlass eingreifen zu können. Den Anlass fand man dann 1965 und führte von da an bis zur Wiedervereinigung Vietnams 1975 Krieg gegen die Nordvietnamesen. Allerdings gab es auch kommunistische Widerstandstruppen in Südvietnam, so dass letztendlich die US-Amerikaner im ganzen Land kämpften. So viel kurz zur Geschichte.

Im Kriegsmuseum waren viele Fotos zu folgenden Themen ausgestellt:
  • Propaganda-Plakate verschiedener Länder gegen die Teilnahme der USA am Vietnamkrieg (unter anderem auch von der DDR),
  • Bilder vom Krieg selbst,
  • Bilder von Menschen, die auf Grund des Einsatzes von chemischen Bomben verletzt wurden bzw. sich deren Erbgut so verändert hat, dass deren Kinder mit schweren Krankheiten zur Welt kamen. Auch heute noch kommen Kinder in Vietnam zur Welt, deren DNA auf Grund des Einsatzes der chemischen Waffen damals gestört ist.
Alles in allem war die Bilderausstellung im Museum sehr interessant. Allerdings handelt es sich nicht um eine  neutrale Berichterstattung, sondern es wird auf doch sehr propagandistische Art und Weise der böse Amerikaner dargestellt.


Propaganda-Plakat der DDR

Heute stand ein weiterer Teil des Vietnamkriegs auf dem Plan - die Cu Chi Tunnel. Die Cu Chi Tunnel befinden sich 60 km nordwestlich von HCMC. Die Cu Chi Tunnel wurden von den kommunistischen Widerstandstruppen Südvietnams gebaut, um sich dort vor den Amerikanern zu verstecken, Waffen und Lebensmittel ungesehen von A nach B zu transportieren und Verwundete zu versorgen.

Unsere Tour startete relativ früh gegen um acht. In HCMC gibt es an jeder Ecke ein Reisebüro, welches die typischen Touristentouren anbietet. Unsere Tour war mit 80.000 Dong (28.000 Dong = 1 Euro) die Günstigste, die wir finden konnten. Kaum hatten wir HCMC verlassen, gab es einen kurzen Zwischenstop an einer relativ großen Souvenirverkaufshalle. Die Souvenirs werden dort alle angeblich in liebevoller Handarbeit hergestellt, aber so ganz haben wir das nicht geglaubt. Neben unserer Gruppe haben dort scheinbar auch alle anderen Gruppen angehalten, die zu den Tunnel wollten. Nach einer knappen halben Stunde Warten ging es dann weiter - diesmal wirklich zu den Cu Chi Tunnel. Interessant waren die Erklärungen zu dem Tunnelsystem. Es gibt drei Schichten:
  • Schicht 1: nur 1 bis 2 Meter unter der Erdoberfläche, hier wurden einzelne Bunker als "Krankenhaus", Waffenlager, Waffenherstellungsfabrik, Küche und ähnliches genutzt
  • Schicht 2: 4 bis 6 Meter unter der Erdoberfläche, diente als Versteck, falls die Amerikaner in der Nähe der Tunnel waren
  • Schicht 3: 8 bis 10 Meter unter der Erdoberfläche, diente als Evakuierungsroute, wenn die Amerikaner die Tunnel bombardierten und endeten immer im Fluss.
Wir selber waren für 100 Meter in einem Tunnel der ersten Schicht. Allerdings gab es alle 20 Meter einen Ausgang falls man das Gefühl hatte die Luft wird zu dünn oder es ist zu eng. Die Tunnel der 3. Schicht waren wohl so klein und eng, dass man nur auf allen vieren entlang krabbeln konnte - unvorstellbar. Wir fanden beide schon den Tunnel der ersten Schicht extrem klein und eng. Zwar sind Asiaten deutlich kleiner und zierlicher als wir Westler, aber trotzdem war das sicherlich nicht angenehm manchmal teilweise tagelang sich in den Tunnel zu verstecken.


Kevin im Tunnel


Original Zugang zum Tunnel (unser Eingang war breiter)

Zum Abschluss des Tages haben wir uns noch eine Wasserpuppenshow angeguckt, die wohl seit dem 11. Jahrhundert Tradition in Vietnam haben. Zu Livemusik und -geräuschen werden Puppen im Wasser bewegt und mit diesen auch eine Geschichte erzählt. Leider war der Gesang und das Erzählte auf Vietnamesisch, aber ich mag bezweifeln, dass die Geschichten mehr Sinn gemacht hätten, wenn sie auf Englisch erzählt worden wären. Alles in allem war es mal ganz lustig sich das anzusehen, aber für uns Westler ist das wahrscheinlich schwer nachvollziehbar was da erzählt wird.


Die Wasserpuppen

Morgen werden wir zur Abwechslung zum Mekong Delta fahren und uns nicht mit dem Vietnamkrieg beschäftigen.

8 Kommentare:

  1. Na die Tunnel würde ich mir/mich auch mal reinziehen! :-) Bestimmt super interessant! Überhaupt habt Ihr die letzten Tage sicher tolle, hautnahe Geschichtsstunden erlebt!
    Hättet Ihr eigentlich auch in die Tunnel der 3. Schicht rumkrabbeln dürfen? Und wie lang darf man die lang laufen, kriechen etc..

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  2. Also für Touristen sind nur 100 Meter zum lang laufen frei gegeben - mehr nicht. Und die dritte Schicht konnte man auch nicht lang laufen. Die haben wir leider nicht einmal in natura gesehen.

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  3. Also ich erachte mich ja nicht als zimperlich, aber ich fand schon die erste Schicht echt sehr eng und wollte nur schnell wieder raus. Die Gänge der beiden unteren sind ja auch noch kleiner, so dass man als Vietnamese schon nur auf dem Bauch krabbeln konnte. Als Westler mit dickem Hintern kann man das glaube vergessen.

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  4. Sehr schöner Blog, so bekommen wir auch unsere Geschichtsstunde ab:-)
    In den Tunneln würde ich(Mom) volle Platzangst bekommen!
    Nudelsuppe mit Rattenzugabe naja...habt ihr den Kellner darauf angesprochen?
    Liebe Grüße von allen!
    Freuen uns auf den nächsten interessanten Eintrag!

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  5. Pho sieht super lecker aus :). Klingt in Deutsch ja auch richtig lustig. Was isst Kevin am liebsten? Pho! *lol*

    Irgendwie haben wir als Kinder/Jugendliche ständig vom Vietnamkrieg gehört, aber wie immer eben nur die halbe Wahrheit. Ich finde es toll, dass ihr heute die Möglichkeit habt, diese Länder zu bereisen und euch ein eigenes Bild zu machen. Das Plakat kenne ich tatsächlich noch von früher! Genießt die Zeit! Ich stöbere ja immer noch zusätzlich im Picasa! Da fühlt es sich gar nicht an, als seid ihr so weit weg. Das ist schon ein ganz schöner Unterschied zu eurem ersten Trip nach OZ. Da hat die Technik ganz schöne Fortschritte gemacht dank der guten Informatik-Ingenieure . :) bis bald! Mom <3

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  6. Isa & Kevin, don't you think it's time to put an instant translator in your blog?
    You have plenty of non-german-speaking friends who want to live in real time your day-to-day advernture ;-)

    I can for sure count... 2. :-)

    Cheers guys. Your journey it's great!

    Dave

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  7. @Davide: We might write an english summary, when we have time. But at least you can have a look at the pictures :-)

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  8. So dann will ich auch mal anfangen zu kommentieren. Also auch ich gehöre zu denen die immer neugierig in eurem Blog liest ;)
    Ist echt erstaunlich was ihr alles so erlebt..jeden Tag volles Programm ich wüsste nicht ob ich das so könnte :D
    @Isa: Ich finde es wunderbar das du hier über den Vietnamkrieg schreibst den behandeln wir gerade in der Schule ;) und euer Blog lässt sich deutlich besser lesen als mein Geschichtsbuch :D

    Bei den Tunneln musste ich sofort an Anna denken ich glaube sie hätte das nicht überlebt. Obwohl ich sagen muss das mir das auch nicht so geheuer aussieht ;)

    bis bald Amelie <3
    P.S. Ich vermiss euch ! @Kevin: Einzelkind sein ist furchtbar !!!

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